Die Geschichte des Edgar Wibeau ist von der Form her ein sonderbarer Hybrid aus Filmscript, Theaterstück und Prosaerzählung. Es gibt wohl keinen zweiten Stoff in der Geschichte der Literatur, der sich so quecksilbrig schlingernd zwischen den Genres seinen Weg zum Erfolg gebahnt hat.
Diese Unbestimmtheit der Form ist kein Zufall, sondern hängt unmittelbar mit den Bedingungen zusammen, unter denen das Werk entstand. Der Autor Ulrich Plenzdorf sah sich selbst reinen Filmszenaristen an. Er wollte immer Filmtexte schreiben, sonst nichts, ließ er in einem Interview verlauten; alles, was er in anderen Genres verfasste, sei nur deshalb entstanden, weil es sich als Film nicht realisieren ließ. Ein Mann des Films also, der prekärsten, teuersten und abhängigsten aller Künste, und das auch noch in der DDR, dem ideologisch verklemmtesten Land der Welt.