Die in diesem Band zusammengefassten Berichte sind thematisch wie auch atmosphärisch grundverschieden. Die einzige Klammer, die sie verbindet, ist der erweiterte Selbstmord aller drei Protagonisten.
Der Terminus „erweiterter Selbstmord“ ist so vage wie umstritten, und es soll an dieser Stelle nicht zergliedert werden, wo er Anwendung finden darf und wo nicht. Hier geht es lediglich um die Ergründung der Motive, die einen Menschen dazu bewegen, weitere Personen in die Planung des eigenen Todes zu involvieren.
Die geschilderten Fälle behandeln quasi drei Prototypen dieser Motive: Da ist der Ästhet, der sich aus Gemüts-, aber auch aus Dekorationsgründen eine schöne Sterbebegleiterin wählt (Kronprinz Rudolf); da ist die Mutter, die ihre Kinder mitnimmt in den Tod (Magda Goebbels); und da ist schließlich die psychisch Kranke, die ihre Selbstzerstörung durch den Mord an völlig unbeteiligten Personen vollzieht (Olga Hepnarová). Die meisten der heutzutage aus den Medien bekannten erweiterten Suizide sind auf das eine oder andere dieser Motive zurückzuführen; und das gilt auch für die Selbstmordattentate, die fast schon unsere tägliche Geißel sind. Deshalb mag es gerade jetzt von Interesse und von Nutzen sein, sich an bekannte Klassiker des erweiterten Selbstmords zu erinnern.
1. Die schöne Leiche an seiner Seite - der Fall Kronprinz Rudolf
Wahnsinnstaten
Sie spielte nur einen Sommer