Kater Theo ist verschwunden! Umsonst ruft die Besitzerin nach ihrem wohlgenährten Liebling. Noch ahnt sie nicht, dass Theo entführt worden ist: Vier Kinder haben sich verbündet, um den Kater aus dem Verkehr zu ziehen. Sie wollen Opa Kunze helfen, dem ein Unrecht geschehen ist. Und das Lösegeld für Theo kommt da gerade recht... (Klappentext)
Anfang der 1990er Jahre sprach mich eine Freundin an, die als Lektorin bei einem Kinderbuchverlag arbeitete: Man plane dort eine Buchreihe zum Thema „Kinder in der Großstadt“; ob ich dazu nicht etwas beisteuern könnte.
Tatsächlich trug ich schon eine ganze Weile die Idee für ein Kinderbuch mit mir herum. Sie beruhte auf einer kleinen Zeitungsmeldung, wonach eine Gruppe von Kindern einer alten Frau die Katze entführt und Lösegeld für diese gefordert hätte.
Nach dem Anstoß meiner Freundin überlegte ich mir, dass man diese Grundidee doch gut mit der damals angesagten – und mich selbst auch sehr beschäftigenden – Wendethematik koppeln könnte. Ich machte mich also an die Arbeit und schrieb ein Kinderbuch mit dem Titel „Die Entführung des Westkaters Theo“, in dem ich die heikle Ost-West-Problematik für Kinder aufbereitete.
Als ich fertig wurde, war der Verlag, in dem meine Freundin arbeitete, längst den Bach runter gegangen, und ich musste mich nun selbst auf die mühselige Suche nach einem Abnehmer machen. Jahrelang kassierte ich Ablehnungen in der Kinderbuchszene des Landes, bis ich schließlich eine Agentin fand, die bereit war, das Manuskript zu vertreten; und sie brachte es, wiederum nach Jahren, beim Erika-Klopp-Verlag unter (heute Teil der Oetinger-Gruppe in Hamburg), der vor allem durch die Herausgabe der Abenteuerbücher von Enid Blython bekannt geworden war.
Nach unzähligen frustrierenden Überarbeitungen erschien das Buch 1999 unter dem Titel „Kater Theo und die vier Gerechten“. Es bekam zwar gute Kritiken, floppte aber auf dem Markt – zumal auch seitens des Verlages keinerlei Werbung unternommen wurde – und wurde vorfristig aus dem Verlagsprogramm genommen.
Mittlerweile war die Wendethematik, der das Buch seine Entstehung verdankte, passé. Bei den Lesungen zeigte sich, dass die Kinder zwar die Geschichte der Katerentführung annahmen, vor allem den Einsatz gegen soziale Ungerechtigkeit gut nachvollzogen, hingegen mit der Ost-West-Problematik kaum noch etwas anfangen konnten. Diese Kinder waren zur Wende bestenfalls Säuglinge und kannten die DDR-Zeit nur aus dem Geschichtsunterricht; insofern kam mein Buch um Jahre zu spät.
Ich beschloss also, die Geschichte umzuschreiben, sie quasi politisch zu neutralisieren. In der neuen Version wird Opa Kunzes Haus schlicht von einem Immobilienhai geschluckt, ohne jeden politischen Hintergrund. Als Illustratorin konnte ich nochmals Ulrike Baier gewinnen, die bereits die Zeichnungen zum ursprünglichen Kater-Theo-Buch gefertigt hatte.