Musik-Oldies
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Leo Leandros war nicht nur der Vater von Vicky, sondern zu seiner Zeit auch selbst als Sänger erfolgreich. Sein Hit "Mustafa" von 1960 erzählt eine märchenhaft-skurrile orientalische Liebesgeschichte.
Leo Leandros, Jahrgang 1926, war in den 1950er und 60er Jahren ein beliebter Schlagerstar, trat dann aber mehr und mehr in den Schatten seiner Tochter Vicky Leandros, deren Erfolg als Sängerin den des Vaters weit übertraf. Die Familie stammte aus Griechenland, wo in den Nachkriegsjahren eher zufällig das Gesangstalent von Leandros Papathanassiou – so Leos bürgerlicher Name – entdeckt wurde. Bald gehörte er zu den bekanntesten Sängern in seiner Heimat, aber Griechenland war ihm nicht genug – er wollte Deutschland erobern. 1955 kam er mit seiner Familie in Frankfurt an und machte sich ans Klinkenputzen.
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Das Lied vom "armen Jungen" Tom Dooley, der am Galgen enden musste, ist zumindest den Älteren noch gut bekannt. Doch kaum jemand kennt die Geschichte, die dahintersteht: vom Mord an einem jungen Mädchen und von einem Verurteilten, der bis zuletzt seine Unschuld beteuerte.
Die Vertreter der älteren Generation werden sich gewiss noch an das Lied von dem „armen Jungen“ Tom Dooley erinnern, dem der frühe Tod durch den Strang beschieden war: „Poor boy, you’re bound to die“. Der Liedtext verrät uns wenig darüber, warum es Tom Dooley so hart erwischt, aber den Mann hat es tatsächlich gegeben, und er ist tatsächlich am Galgen geendigt – ob zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt, denn obwohl sein Fall vergleichsweise gut dokumentiert ist, liegt die Schuldfrage bis heute im Dunkeln.
Im Mai 1866 riss die junge Laura Foster aus Wilkes County, North Carolina, von der Farm ihrer Eltern aus, um sich mit ihrem Liebhaber Thomas Dula (erst später wurde sein Name zu „Dooley“ verballhornt) heimlich trauen zu lassen. Tage später kehrte ihr Pferd zurück, das Mädchen aber blieb verschwunden. Sogleich vermutete man ein Verbrechen, und bevor noch Lauras Leichnam gefunden wurde, fiel auf Tom Dula der Verdacht, sie getötet zu haben. Er konnte fliehen und sich eine Zeitlang verstecken, allein das Aufsehen war beispiellos, so dass die Festnahme des jungen Mannes lediglich eine Frage der Zeit war.
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Freddy Quinn war in den 1950er Jahren ein gefeierter Schlagerstar. Seine Lieder handelten von einsamen Männern, die durch die Welt vagabundieren. 1966 landete er seinen letzten Nummer-Eins-Hit mit "Hundert Mann und ein Befehl", der deutschen Version eines amerikanischen Soldatenliedes.
Zuerst war es nur ein ganz gewöhnliches amerikanisches Soldatenlied: „The Ballad of the Green Berets“. Sergeant Barry Sadler sang es 1966, eines jener Hohelieder auf die tapferen Jungs in Uniform, die der Europäer als bieder, offiziell und immer auch ein wenig penetrant empfindet. Doch das wurde anders, als sich Freddy Quinn der Sache annahm, damals das Urgestein des deutschen Schlagers, obwohl er von Haus aus Österreicher war und etliche Jahre seines Lebens in den USA verbracht hatte.
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Seit dem Megahit "Marmor, Stein und Eisen bricht" zählte Drafi Deutscher zu den ganz Großen im deutschen Schlagergeschäft. Er komponierte und sang Lieder, die wie zuckersüße Bonbons sind, und er genoss seinen Erfolg in vollen Zügen. Doch immer wieder war sein Leben überschattet durch Flops und medienträchtige Skandale.
Seine Lieder sind wie zuckersüße Bonbons – man darf nicht zuviel davon nehmen, doch bisweilen, wenn der Gaumen in Stimmung ist, schmecken sie erstaunlich gut. Sie haben auch über die Jahrzehnte nichts von ihrer Süßigkeit verloren. Noch immer grölen die Kids, ganz wie in meiner Schulzeit, auf ihren Parties „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Keine Oldie-Nacht, keine Schlagersammlung, auf der Drafi Deutscher nicht vertreten ist.
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Grigori Rasputin, den Boney M in ihrer bekannten Ballade besingen, war schon zu Lebzeiten eine Legende und nach seinem gewaltsamen Tod erst recht. Doch wenn auch die meisten Gerüchte über ihn falsch oder maßlos übertrieben sind, so bleibt doch die die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens, das bis heute fasziniert.
„Ra-ra-rasputin, lover of the Russian Queen…“ Schon falsch! Nach einhelliger Meinung der Historiker ist Rasputin sicherlich nicht der Liebhaber der russischen Zarin gewesen, auch nicht „Russias greatest love machine“. Zwar war er der Fleischeslust sehr zugeneigt, doch es trifft nicht zu, dass er alles flachlegte, was nicht bei Drei auf dem Baum war. Rasputins Eroberungen beschränkten sich auf Prostituierte, Bedienstete oder Bittstellerinnen, die seine angeblichen Heilerkräfte nutzen wollten – kurzum, auf seine eigene Sphäre.
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Als "Die zwei Wolfgangs" machten sie Kabarett und traten in etlichen Filmen auf: Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller. Der frühe Tod von Wolfgang Müller beendete die Erfolgsgeschichte, doch es blieben von dem Duo ein paar witzige Songs, etwa das Wirtschaftswunder-Lied aus Kurt Hoffmanns Film "Wir Wunderkinder".
Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller lernten sich 1949 im quirligen Nachkriegs-Berlin kennen und fühlten sich auf Anhieb geistesverwandt. Neuss war Soldat gewesen und hatte bereits im Internierungslager bunte Abende organisiert. Müller stammte aus Österreich, wo er eine Ausbildung als Theaterschauspieler absolvierte. Beide waren begnadete Kabarettisten, und beide teilten eine höchst kritische Sicht auf die junge Bundesrepublik. Fortan waren sie unzertrennlich und bildeten als „Die zwei Wolfgangs“ ein Kabarett-Duo der Spitzenklasse.
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1978 landete die knapp zwanzigjährige Kate Bush mit ihrer Ballade "Wuthering Heights" auf Anhieb einen Megahit und wurde über Nacht zum Star. Der Song nimmt Bezug auf den gleichnamigen Roman der britischen Autorin Emily Bronte.
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sind die Schöpferinnen dieses Songs: Emily Bronte und Kate Bush.
Über das Leben der Emily Bronte gibt es nicht allzu viel zu sagen. Sie lebte im 19. Jahrhundert auf einem nordenglischen Hof, versorgte das Haus, tagein, tagaus, fütterte die Tiere und saß abends am Schreibtisch. Sie galt als schroff und unzugänglich, hatte Scheu vor Fremden und konnte sich nur innerhalb der Familie öffnen. Sie hat niemals geheiratet und ist schon mit dreißig Jahren gestorben.
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Jahrzehntelang komponierte Hans Blum zahlreiche Schlager, die zu Ohrwürmern wurden. Doch selbst blieb er so gut wie unbekannt. Das änderte sich auch nicht, als ihm 1977 mit dem Autosong "Im Wagen vor mir" ein großer Erfolg als Sänger gelang.
Sie kennen keinen Komponisten Hans Blum? Aber klar doch, Sie kennen ihn, und wenn Sie der weltfremdeste Musikmuffel sind. Hans Blum ist das klassische Beispiel des Schöpfers, der im Schatten seines Werks verschwindet. Der Song „Zigeunerjunge“ ist für uns alle mit der Sängerin Alexandra verbunden, die ihn so gefühlvoll interpretierte. Niemand fragt, wer die schöne Komposition, das intelligente Arrangement, den poetischen Text zu verantworten hat. Richtig, das war Hans Blum – so wie er noch viele Dutzende von Liedern zu verantworten hat, die wir über Jahre und Jahrzehnte mitgeträllert haben.
Weiterlesen: Hans Blum - ein Komponist im Schatten seiner Ohrwürmer
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Renate Krössner hat sie gespielt, Regine Dobberschütz hat sie gesungen: Die Schlagersängerin Sunny aus Konrad Wolfs Film "Solo Sunny" von 1979 wurde zu einer Kultfigur in der DDR.
Das Bild ziert jedes Solo-Sunny-Plakat, prangt über jedem Solo-Sunny-Artikel: Renate Krössner als Schlagersängerin Sunny, stark geschminkt und mit auffälligem Kopfschmuck, hebt das Mikro und stimmt ihr Solo an, ein Lied mit schlagerhaft simpler Melodie und völlig abstrusem englischem Text. Wer weiß, wie es außerhalb des Films beim Publikum angekommen wäre; doch im Rahmen der Sunny-Geschichte wurde es ein enormer Erfolg, sowohl für Günter Fischer, der es komponiert hat, als auch für die Sängerin Regine Dobberschütz, die der Sunny ihre Stimme lieh. Der Film war Kult in der DDR; für mich ist es die einzige Defa-Produktion, die zu meinen Lieblingsfilmen zählt.
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"Vatter, aufstehn!" - ein schräger Radiohit von 1970 und die Erinnerung an eine Bochumer Berühmtheit
In Bochum ist sie bis heute eine Berühmtheit: die „Ruhrpott-Duse“ Tana Schanzara (1925 – 2008). Erst kürzlich wurde sie dort mit einer Bronzeskulptur auf dem nach ihr benannten Platz verewigt. Tana Schanzara wuchs in einer Familie von Opernsängern auf, ging früh zur Bühne und landete 1956 am Schauspielhaus Bochum, dem sie mehr als fünfzig Jahre lang treu blieb.
Ihre Palette reichte von der Ulknudel bis zur tragischen Heldin, doch was sie auch spielte, immer drang die raue Ruhrpott-Schnauze durch, mit der sie beim Bochumer Publikum ankam. Neben dem Theaterspielen fand sie auch noch Zeit, in zahlreichen Filmen mitzuwirken und ein bisschen Musik zu machen.
Mit „Vatter, aufstehn!“ gelang ihr 1970 ein Radiohit, der ihren Ruf als Volksschauspielerin noch stärkte. Genießen Sie "Vatters" Morgenstunde, auch wenn sie kein gutes Ende nimmt.
Yolanda Gigliotti, die schon früh den Künstlernamen Dalida annahm, entstammte einer italienischen Familie, wuchs jedoch in Kairo auf. Hinter dem Rücken ihrer katholischen Eltern nahm das hübsche, ehrgeizige Mädchen früh an Schönheitswettbewerben teil und wurde mit 21 Jahren zur Miss Ägypten gewählt – Türöffner für glänzende Karrierechancen. Dalida wurde als Model engagiert und trat in kleineren Filmrollen auf. Als sie 1954 nach Paris ging, schwebte ihr eine Laufbahn als Schauspielerin vor. Doch bald zeigte sich, wo ihre wahre Stärke lag: Sie hatte eine schöne, sinnliche, modulationsfähige Stimme.
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Wie ein Filmregisseur es schaffte, einen ganz gewöhnlichen Schlager mit einer geheimnisvollen Aura zu umgeben.
Am Anfang stand ein ganz gewöhnlicher Schlager, der von Herzschmerz und verlorener Liebe handelt. Die spanische Sängerin Jeanette Dimech, bekannt unter ihrem Vornamen Jeanette, nahm ihn 1974 auf, ohne damit besondere Beachtung zu finden. Doch dann wurde das Lied in einem hoch gelobten und vielfach preisgekrönten spanischen Spielfilm aus dem Jahre 1976 gespielt: „Züchte Raben“ (Cria Cuervos) von Carlos Saura. Und das war sein Durchbruch, nicht nur in Spanien, sondern international. In Deutschland mutierte das unscheinbare Liedchen sogar zu einem Nummer-Eins-Hit. Es gibt mehrere deutsche Fassungen, natürlich auch eine englische, doch keine trifft den rätselhaften Reiz des spanischen Originals.