Alljährlich gibt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung heraus; im Jahr 2015 lag der Schwerpunkt auf dem Thema "Frauen im Kommunismus". Einer der Aufsätze befasst sich mit den Schwestern Magda und Charlotte Gehrmann, meiner Großmutter und Großtante, deren Leben ich in meiner Familiengeschichte "Der Apparat und die Seele" geschildert habe.
Jahrbuch für Kommunismusforschung
Leserstimmen
Einblick in eine gläubige sozialistische Familie
Ihr Familienbuch bewegte mich sehr. Endlich bekam ich Einblick in eine gläubige sozialistische Familie. Das Schicksal Ihrer Mutter bewegt mich, da wir unsere demente Mutter ebenfalls lange Zeit mit im Haus hatten und die Dinge ja fast immer gleich laufen. Daß Sie aber offensichtlich diese ganz persönliche Geschichte mit der Mutter so verwenden, verstehe ich als Metapher in Bezug auf die Auflösungsgeschichte des realen Sozialismus.
Rainer Hageni, Kleinvoigtsberg
Deine Fragen waren auch meine
Es wäre untertrieben, wenn ich sage, dass mir dein Buch gefallen hat. Das ging viel tiefer. Es gibt starke Parallelen zwischen meiner und deiner Position, und die Fragen, die du dir zu deinem Vater und Großvater gestellt hast, waren lange Zeit auch meine Fragen zu meinem Vater und Großvater.
Prof. Pavel Barsa, Prag
Berührendes Buch
Frau Stern beschönigt dabei nichts und geht auch auf die politische Situation in der DDR während des kalten Krieges ein. Sozialismus und Träume. Auch Tanjas Träume. Die Großmutter eine begeisterte Kommunistin. Der Vater im Moskauer Exil. Das Buch hat mich bewegt, es ist so berührend geschrieben. Da hatte ich schon mal ein wenig Wasser in den Augen. Besonders bei der Erzählung über die Demenz. Das Buch nimmt einen breiten Raum darüber ein.Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Angst, das mir was ähnliches im Alter auch passieren könnte. Die Geschichte ist spannend erzählt und bei mir trat zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.
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Deine Krankengeschichte, nicht die deiner Mutter!
Was mich so mitnimmt ist, dass ich vom Schicksal Deiner Mutter überhaupt nichts mitbekommen habe. Dein Bericht hat mich aufgewühlt, zu Tränen ergriffen. Dein Bericht liest sich wie eine Krankengeschichte. DEINE Krankengeschichte! Nicht die Deiner Mutter! Du hast Dir da ein handfestes Trauma eingehandelt, das Du bis jetzt nicht verarbeitet und überwunden hast. Das zeigen exemplarisch die letzten Sätze auf Seite 396, wo Du Dich genüsslich immer tiefer in Deinen Weltschmerz eingräbst ... Du weisst, dass Du durch die Betreuung Deiner Mutter einen Schaden abbekommen hast. Das Trauma aufzuschreiben, ist sehr nützlich. Auf diese Weise wird man sich seiner Situation viel eher bewusst, als wenn man auf der Couch eines Psychologen liegt. Aber Du bist nicht über den Berg – siehe beispielsweise Seite 396. Ich kann Dir nicht raten, was Du tun sollst, aber ich wollte Dich darauf aufmerksam machen, wie gefährlich es ist, so einen gewaltigen Berg nicht abzutragen oder zu umschiffen ...
Prof. Jürgen Albrecht, Berlin
Wer hat noch die Kraft, solche Bücher zu lesen?
Obwohl ich wusste, dass du deine Mutti begleitet hast, hat es mich doch beim Lesen tief erschüttert ... Insbesondere war ich sehr erstaunt, wie oberflächlich Ärzte und Pflegeheime sind, die Angehörigen von Demenzkranken einfach so hängen zu lassen. Da kann man nur hoffen, dass dein Buch ein Stück dazu beiträgt, solche Mißstände zu ändern und anderen zu helfen, sich frühzeitig an die richtigen Stellen zu wenden ... Ich versuche mir vorzustellen, wie die Reaktion von alten Menschen am Fast-Ende ihres Lebens sein wird, wenn du solche Erlebnisse vorliest... Haben alte Menschen, die den Krieg etc. erlebt haben und nun versuchen, einen ruhigen Lebensabend zu verleben, tatsächlich noch die Kraft, solche Bücher zu lesen?
Regina Stolz, Berlin
Ich musste lachen und weinen
Ich habe gestern alle Kapitel von Käthe gelesen, von "Muttikacke", und musste sowohl lachen (das ist deinem Schreibstil zuzuordnen) als auch weinen, weil ich den Verlauf der Krankheit so nicht mitbekommen habe. Deine Ehrlichkeit beim Erzählen ist manchmal erschreckend, aber für mich zu 100 % nachzuvollziehen.Natürlich liegt dann die Frage auf der Hand, wie man selbst mal enden wird, das Alter steht ja schon vor der Tür. Ich werde heute gleich mehr Sport machen und mir einbilden, damit die Entwicklung zu beeinflussen, wohlwissend ,dass das leider nicht geht, ist aber auch nicht wirklich verkehrt.
Gerd Schaer, Düsseldorf
Großartige Zeitreise
Dieses Buch hat mir sehr gefallen. Geschildert wird eine Familiengeschichte von der Zeit nach dem 1. Weltkrieg bis heute. Dabei geht die Autorin sehr gekonnt subjektiv und objektiv auf die politischen Verhältnisse der damaligen KPD, der späteren SED und der UDSSR ein. In die Geschichte eingewoben ist ihre eigene Familie. Sehr berührend empfand ich, wie sie die Krankheit ihrer Mutter beschrieb. Wie aus der lebenslustigen und klugen Frau ein dementer Mensch wird und der Umgang mit ihr dadurch immer schwieriger wurde. Was mich aber am meisten faszinierte, ist der Stil der Autorin. Es gibt viel Politik und politische Zusammenhänge in dem Buch und genau dieses wird nie langweilig oder ermüdend, sondern interessant und lebendig geschrieben.
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Eine Wand im Karl-Liebknecht-Haus
Eine Lektüre, wie man sie sich wünscht, die einen hineinzieht, in fremdes, aber auch in das eigene Leben. Ich stelle mir vor, wie Sie nun einer Flut von Meinungen und Kommentaren ausgesetzt sind. Von mir zu Ihrem Buch nur das: An einer Wand in einem Raum im Karl-Liebknecht-Haus war einmal der gesamte KPD-Apparat aufgemalt, und zwar so weit, dass auch der Bezirkssekretär des KJVD im Saarland, Erich Honecker, auf diese Wand kam. Und da standen sie alle, Remmele, Flieg, Eberlein, Leow, Kippenberger usw. usw. Ich sah das 1982 als Student, der im IML für seine Diplomarbeit recherchierte. Diese Schicksale und die offizielle Verleugnung dieser Schicksale haben mich immer sehr beschäftigt. Von denen da an der Wand sind mehr in der UdSSR umgekommen als im faschistischen Deutschland.
Roland Urban, Berlin
Weit mehr als die erwartete Beichte
So, wie Du das Leben Deiner Eltern und Großeltern erklärst, so sehr erklärst Du Dich dabei selbst: in Deinen Hoffnungen, in Deinem Zweifeln, in Deiner Gestaltungskraft gegenüber dem Gegenstand. Von Seite zu Seite hatte ich das Gefühl bei dem Buch, dass Du mit Deiner selbstverlegerischen Tat volles Risiko eingehst. So gehen Deine Familienmemoiren über eine sonst zu erwartende Beichte weit hinaus. Dazu bestimmt auch die Pflegeteile im Buch. Das beansprucht. Das tut weh. Aber einfacher ist das Auflösen der Dir und mir hinterlassenen geschichtlichen Rätsel nicht zu haben. Danke!
Hans Scherner, Berlin
Parallelen zur Nazi-Ideologie
Die Parallele zu Hitler und dem Nationalsozialismus als Religion ist verblüffend. Zum ersten Mal verstehe ich, daß mein Vater (der überzeugter Nationalsozialist war, T.St.) immer wieder sagte: "Man kann wieder glauben." Sobald man diese Ideologie wirklich als Religion versteht, wird vieles verständlich was mir bisher ein Rätsel war. Ich finde Ihr Buch ist wunderbar geschrieben und gestaltet, und ich nehme lebhaften Anteil an dem Schicksal Ihrer Verwandten und am tragischen Ende Ihrer Mutter.
Maria von Finckenstein, Ottawa
Guter Einblick in deutsche Geschichte
Das Buch hat mich sehr gefesselt,da es einen sehr guten Einblick in dt. und speziell auch ostdeutsche Geschichte(DDR) gibt. Die politische Zerrisssenheit von Familien und ihre persönliche Tragödie wird spannend erzählt. Sehr empfehlenswert.Trotz des sperrigen Titels.
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Was ist aus unserem Glauben an den Sozialismus geworden?
I admire you greatly. Your book is wonderful. The closing pages remind me of 'Candide'. Du sagst es mit anderen Worten und mehr Einzelheiten, aber es kommt auf dasselbe hinaus ... Ich frage mich manchmal was aus unserem Glauben an den Sozialismus geworden ist. Werden wir mehr religiös? Steigern den Kirchenbesuch? Ich war immer pessimistisch, was die Möglichkeiten betrifft.... Und über die SU hatte ich keine Illusionen. Ich las schon sehr früh (etwa 1955) das bekannte Buch, 'I Chose Freedom' von Viktor Kravchenko und war auf einem Schulbesuch in Moskau in August 1956, wo wir Angebote für unsere Kleidung bekamen. Also bin ich 1964 trotz der SU, nicht wegen, in die kommunistische Partei eingetreten.
Nicholas Jacobs, London
Das Beste, was du je geschrieben hast
Glückwunsch! Ich denke das ist das Beste,was Du bisher geschrieben hast. Ähnlich verliefen viele Lebensläufe im beschriebenen Zeitraum. Stark fand ich die Beschreibung des Bombenangriffs auf Dresden. Als Sechsjähriger erlebte ich so etwas in Breslau. Auch der Versuch des psychologischen Einfühlens in beschriebene Personen finde ich gelungen .Besonders in "Drei Frauen und ein Happy End" und wenn Du über Mutti schreibst. Vergewaltigt haben übrigens nicht nur russische Horden. Jedoch alles in allem ein gelungenes, historisch schlüssiges Werk. Man merkt,dass es Dir ein Herzensbedürfnis war es zu vollenden.Vor allem um die Last von Dir zu nehmen,die Dich wegen der Verantwortung um Deine Mutter bedrückte.
Dieter Scholz, Berlin
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Ich fand mich selbst in Ihren Beschreibungen wieder - man liebt den Elternteil über alles, wird aber zwischen zum Teil fast übermenschlicher liebevoller Pflichterfüllung und dem eigenen Lebensanspruch hin und her gerissen, zum Teil empfindet man den geliebten Kranken auch als selbstsüchtige Last.Die Krankheit verändert ja sein Wesen total, aus der einst fürsorglichen Mutter wird ein ichbezogener, nur noch in sich selbst versenkter Mensch - man kommt unweigerlich in einen Gewissenskonflikt ... Mit großem Interesse habe ich natürlich auch Ihre gesamte Familiensaga mit all ihren Facettenreichtum in mich aufgenommen – sehr, sehr interessant. Da ich selbst aus einer Familie komme, die jegliche Diktatur und geforderte Glaubensbekenntnisse, ob religiöser Art oder gesellschaftlicher, ablehnte, war es für mich ein ganz neuer Einblick in eine Welt von Parteigehorsam und Obrigkeitsunterwerfung.
Renate Schönfuß, Radeberg
Der Apparat und die Seele
Das o.g. Buch hat mir hervorragend gefallen.Einerseits die Meinung zu grundsätzlichen Problemen hinsichtlich Zukunft des Kommunismus, andererseits die persönlichen, schwerwiegenden, nachvollziehbaren Probleme bei der schwer kranken Mutter. Die Mutter war an schwerem u. komplizierten Morbus Alzheimer erkrankt.Ich habe selbst als Facharzt für Innere Medizin viele Patienten im Krankenhaus mit erheblicher Desorientiertheit bei Alzheimer erlebt. Potentiell sind siese Pat. lebensbedrohlich erkrankt, erst recht bei Wechsel der gewohnten Umgebung bei Krankenhausaufnahme. Viele Patienten sind dann auch verstorben. Zwingend ist bei den Unruhezuständen Sedierung notwendig. Die Alternative einer Fixierung ist für die Umgebung als auch für die Betroffenen selbst kaum zumutbar
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