Auf Ebay gibt es bekanntlich fast alles, aber wie steht es mit den Alternativen? Gibt es ein Auktionsleben nach Ebay? Mit einem seltenen Schleppscharnier für einen angejahrten Kühlschrank habe ich die Probe aufs Exempel gemacht und die bekanntesten Auktionsportale abgegrast.  

Herr Müller hat ein häusliches Problem: An seiner Kühlschranktür ist ein Plasteteil kaputt. Er stochert eine Weile ratlos im Netz, um die Art und Funktion des Plasteteils zu ergründen. Endlich hat er es: Schleppscharnier nennt sich das Ding. Der Rest ist nun ein Kinderspiel: Herr Müller gibt bei Ebay das Wort Schleppscharnier und den Typ seines schon angejahrten Kühlschranks ein, sucht unter den zahlreich gelisteten Ergebnissen das günstigste Schleppscharnier heraus und kann schon zwei Tage später das gute Stück in seine Kühlschranktür einbauen.

Eine heute schon fast alltägliche Szene: Man sucht etwas Spezielles, was es im Handel nicht so leicht zu kaufen gibt, man schaut bei Ebay nach und wird fast immer fündig. Das vergriffene Buch, das Ersatzteil für das heißgeliebte Uraltgerät, das Designer-Schmuckstück von dem fast noch unbekannten Künstler, bei Ebay bekommt man einfach alles – kein Wunder bei einem Angebot von von durchschnittlich 30 Millionen Artikeln. Doch Ebay steht auch häufig in der Kritik: schlechter Kundendienst, hohe Gebühren, harte Reglementierungen gegen Verkaufssünder. Wohin können Ebay-Aussteiger sich wenden? Gibt es Auktionsportale im Netz, die auch nur annähernd so gut sortiert sind? Am Zufallsbeispiel Schleppscharnier habe ich die Probe aufs Exempel gemacht.

  • Hood.de behauptet von sich, der größte Ebay-Konkurrent zu sein und verfügt nach eigenen Angaben über mehr 1 Million registrierter Mitglieder. Unter einem schelmischen Robin-Hood-Logo findet man angeblich über 4 Millionen Angebote, darunter jedoch kein einziges Schleppscharnier.
  •  Bei Auxion.de (2022 nicht mehr existent) zahlen registrierte Mitglieder, sowohl Käufer als auch Verkäufer, jeweils einen Euro pro Monat. Im Gegenzug werden keine Shopgebühren oder Verkaufsprovisionen erhoben. Es gibt über 900.000 Nutzer, doch kein einziger von ihnen bietet Schleppscharniere an.
  • Auvito.de (2022 nicht mehr existent) finanziert sich über Werbung, die denn auch auf sämtlichen Seiten prangt. Die Besonderheit ist hier, dass eine Auktion noch einmal verlängert werden kann, wenn jemand fünf Minuten nach Auktionsende neu bietet. Das Portal ist vergleichsweise gut sortiert – tatsächlich, es bietet sogar Schleppscharniere!... Leider nur in begrenzter Auswahl. Für den Kühlschrank von Herrn Müller ist keins dabei.
  • Auch Gimahhot.de (2022 nicht mehr existent) ist gut genug sortiert, um wenigstens einige Suchergebnisse zum Schlagwort "Schleppscharnier" auszuwerfen, doch auch hier suche ich vergeblich nach Herrn Müllers Kühlschranktyp. Immerhin bietet Gimahhot einen ansprechenden und werbefreien Internetauftritt, während die meisten Auktionsportale langweilig bis albern gestaltet sind. Nach dem Börsenprinzip kann man um eine Ware "feilschen" oder diese sofort kaufen.

Neben solchen klassischen Bietportalen haben sich in den letzten Jahren verschiedene Auktionsmodelle etabliert, die das Bietprinzip mit dem Charakter eines Gewinnspiels verbinden. Auf Portalen wie Snipster, Madbid (2022 nicht mehr existent) oder Hammerdeal kauft man sich zunächst als Mitglied ein und setzt dann nach verschiedenen Spielregeln auf eine Auswahl von begehrten Artikeln, wobei dem glücklichen Gewinner ein Schnäppchen in Form eines neuen ipads oder Fernsehers winkt. Solche Portale erfreuen sich wachsender Beliebtheit, werden aber von Verbraucherschützern aufgrund ihres Zocker-Charakters mit Recht als fragwürdig eingestuft und bilden keine Alternative zu Ebay. Überflüssig zu erwähnen, dass die Angebotspalette stark begrenzt ist und dass man Schleppscharniere hier vergeblich sucht.

Mit einem Wort, es stimmt, was Sie sich immer schon dachten: Im ganzen Netz existiert kein Online-Auktionshaus, das Ebay das Wasser reichen kann. Online-Auktionshäuser können sich nur dann erfolgreich profilieren, wenn sie sich auf ein Gebiet spezialisieren und nur eine bestimmte Klientel ansprechen, wie etwa die Heimwerkerseite quotatis.de (2022 nicht mehr existent) oder das Portal Muenzauktion.com, das sich ausschließlich an Münzsammler richtet. Wenn Sie also spezielle Interessen haben, sollten Sie diese „Fachgeschäfte“ nutzen. Doch wenn Sie einfach nur ein schlichter Herr Müller sind, der ein Schleppscharnier für seinen Kühlschrank sucht, dann schauen Sie besser gleich bei Ebay rein.

Achtung! Bei der Neugestaltung und Überarbeitung dieser Website im März 2022 waren von den hier vorgestellten Ebay-Alternativen die meisten nicht mehr existent.

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