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Wie ich es schaffte, mich bei einem einzigen Umzug gleich mit zwei Firmen anzulegen.
Gleich bei der allerersten Berührung mit den Berliner Umzugsfirmen zeigte sich, wie überlaufen und wie rabiat diese Branche war. Auf einem der einschlägigen Internetportale hatte ich meine Umzugsabsicht signalisiert und dazu fatalerweise auch noch meine Telefonnummer angegeben. Daraufhin klingelte mein Telefon so penetrant, dass ich nicht mehr zum Arbeiten kam. Dutzende von Firmen boten mir traumhaft günstige Konditionen, wenn sie meinen Umzug übernehmen durften.
Es half nichts, dass ich noch am selben Tag verstört die Anzeige wieder löschte. Die Umzugsfirmen blieben am Drücker. Es war, als hätte ich einen Schwarm Fliegen aufgescheucht.
Etwas kopflos holte ich nun also ein paar Angebote ein, arrangierte Besichtigungstermine, versuchte, mich zu orientieren. Als ich einen der Termine wieder absagen musste, reagierte der betreffende Unternehmer mit einem unbeherrschten Wutausbruch. „Sie sind ja bescheuert!“, schrie er ins Telefon. „Sie sind bescheuert, bescheuert, bescheuert!“ Das sind Töne, wie man sie üblicherweise im Geschäftsleben nicht zu hören bekommt.
Erste Pleite: Die Studenten
Meine erste Wahl fiel auf ein studentisches Umzugsunternehmen. Nette junge Leute, günstige Preise, alles schien perfekt zu sein. Eine Woche vor dem Umzugstermin sollten die Transportkisten geliefert werden; das war Teil des per Mail geschlossenen Vertrages. Als die Kisten eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Zeitpunkt noch nicht eingetroffen waren, rief ich den Leiter des Unternehmens an und erkundigte mich, was los sei. „Okay, ich frag mal, wo die mit den Kisten bleiben“, erklärte er lässig. „Ich ruf gleich zurück.“ Damit legte er auf und ließ nichts mehr von sich hören. Meine Anrufversuche wurden weggedrückt, meine Mails blieben ohne Antwort. Nach drei Tagen schrieb ich ihm einen Brief, in dem ich offiziell den Ausstieg aus der Vereinbarung erklärte, die er so grob gebrochen hatte. Daraufhin kam endlich eine Reaktion: eine rüpelhaft-unverschämte Mail, die keinerlei Erklärung oder gar Entschuldigung enthielt. Zitat: „Machen Sie mal nicht so ein Riesen Drama aus der Sache wegen ihren Miniumzug von knapp 300 €. Sie müssen ja echt Langeweile haben.“
Da stand ich nun, vier Tage vor dem Umzug, und hatte kein Transportunternehmen. Was war hier passiert – nur ein Studentenulk, eine Laune von unzuverlässigen, unverantwortlichen Kids, die keine Ahnung hatten, was ein Wohnungsumzug für den Normalbürger bedeutet? Nein, das war mehr. Es war der Geist der Umzugsbranche, einer Branche, die sich völlig außerhalb der mitteleuropäischen Normen wähnt. Die unbeherrschte Brüllerei des abgewiesenen Bewerbers und die rotzige Unverschämtheit der Studenten waren nur zwei von etlichen Erscheinungsformen, in denen dieser Geist sich zeigte. Das wurde mir klar, als ich in nun in aller Eile ein weiteres Umzugsunternehmen engagierte – und dabei gleich zum zweiten Mal ins Klo griff.
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