Was tun, wenn man als Mieter ständig Ärger mit der Hausverwaltung hat? Die Wohneigentümer haben es leicht – die wählen einfach die schlechte Verwaltung ab und stellen eine gute ein. Wir Mieter können niemanden abwählen – und bei wem sollen wir uns beschweren? Der Hausbesitzer ist ein fernes Konsortium in Großbritannien oder Lichtenstein, dem die Wohlfahrt der Mieter scheißegal ist, und die angestellten Verwalter können tun und lassen, was sie wollen. Ein banaler kleiner Schlüssel hat mir diese Problematik wieder einmal klargemacht.
Seit elf Jahren wohne ich in meiner jetzigen Wohnung, und fast ebenso lange nutze ich den Fahrradraum im dazugehörigen Garagenkeller, der mir gleich bei meinem Einzug offiziell zugewiesen worden war. Doch als ich letztes Jahr mein Fahrrad holen wollte, stand ich plötzlich vor verschlossener Tür: Der bisherige Schlüssel passte nicht mehr. Ich rief den Hausmeister an, der mir erklärte, er hätte das Schloss vor dem Fahrradraum schon vor einigen Monaten ausgetauscht. Offenbar sei ich bei der Vergabe der neuen Schlüssel vergessen worden. Ich bat ihn, mir einen Schlüssel nachmachen zu lassen, damit ich an mein Fahrrad herankommen könne, und er sagte beiläufig okay.
Nach einigen Wochen fiel mir auf, dass ich noch immer den Fahrradraum nicht nutzen konnte, und ich rief nochmals den Hausmeister an. Er sagte, ach ja, er werde sich kümmern.
Natürlich kümmerte er sich nicht. Ab dem vierten, fünften Anruf begann er Ausreden zu erfinden. Er müsse die Vergabe des Schlüssels erst bei der Hausverwaltung beantragen. Er müsse den Techniker informieren, der für die Herstellung des Schlüssels zuständig sei. Ja, er hätte den Techniker informiert, aber der hätte sich noch nicht zurückgemeldet. Ja, die Hausverwaltung wisse Bescheid, hätte aber leider noch nicht reagiert. Oft widerrief er, was er in der Woche zuvor behauptet hatte; und wenn ich ihn vorwurfsvoll darauf ansprach, zog er sich in tiefe Gekränktheit zurück: „Ich habe das nicht nötig, mich von Ihnen so respektlos behandeln zu lassen!“, sagte er dann hoheitsvoll. Als ob man Respekt durch etwas anderes erringen könnte als durch zuverlässige Arbeit.
Monate vergingen. Mich packte der Ehrgeiz – jede Woche rief ich unermüdlich den Hausmeister an und fragte nach dem Schlüssel. Bis heute (August 2025) sind nicht weniger als 21 Anrufe zusammengekommen. Bisher hatte ich bei allen Auseinandersetzungen mit der Hausverwaltung verloren. Diesmal musste ich es schaffen.
Dann eines Tages ein unverhoffter Rückruf: Es meldete sich der Chef des Hausmeisters von der zuständigen Firma BauBeCon. Ich atmete durch – jetzt würde sich etwas tun! Doch kaum begann ich den Fall zu schildern, als mir der Mann auch schon mit einer wütenden Schimpfkanonade ins Wort fiel: Wie ich es wagen könnte, den armen Hausmeister so massiv zu belästigen! Er tue doch wirklich, was er könne, aber es sei eben kompliziert, solch einen Schlüssel zu besorgen, das möge ich doch endlich mal begreifen und Ruhe halten!
Bei den folgenden Anrufen erfand der Hausmeister keine Ausreden mehr. Er trat mit unverblümter Dreistigkeit auf und machte überhaupt kein Hehl mehr daraus, dass er nie jemanden beauftragt und nie eine Hand gerührt hatte, um mir einen aktuellen Schlüssel für den Fahrradraum zu besorgen, und dass er dies auch in Zukunft nicht beabsichtigte. Er wusste, dass nicht nur die BauBeCon in der Person seines Chefs hinter ihm stand, sondern auch die Hausverwaltung selbst. Bei den letzten beiden Anrufen forderte er rundheraus: „Wenden Sie sich doch an die Buwog!“
Der Mann weiß genau, was er da sagt. Es ist nur logisch, dass er sich auf die Buwog beruft, um seine Untätigkeit zu rechtfertigen. Die Buwog dürfte zu den schlechtesten Hausverwaltungen der Welt zählen. Schriftliche Anfragen und Beschwerden beantwortet sie entweder gar nicht oder mit der knappen Bemerkung, dass jemand anderes dafür zuständig sei, der dann natürlich auch auf jemand anderen verweist. Eine Telefonverbindung gibt es zwar, aber sie führt zu einer Zentrale, in der Anliegen folgenlos zur Kenntnis genommen oder gleich abgewimmelt werden. Will man einen bestimmten Mitarbeiter sprechen, wird man auf den Schriftweg verwiesen. Wie oft schon hatte ich nach zehn, fünfzehn Anläufen resigniert auf meine Rechte verzichtet: als ich einen Versicherungsschaden melden wollte, der durch die Buwog verursacht worden war. Als ich aufgrund von Schimmelbefall eine teilweise Kostenübernahme für die Wohnungsrenovierung geltend machen wollte. Als ich anfragte, warum die Hausverwaltung uns Mietern keine Genehmigung für eine Glasfasernutzung erteilt, obwohl die Kabel bereits verlegt und Verträge mit der Telekom geschlossen worden waren. Irgendwann hatte ich dann immer erschöpft wieder aufgegeben und mir gesagt, dass man zur Not auch ohne Hausverwaltung leben kann. Schon lange lasse ich Reparaturarbeiten zunächst auf eigene Kosten vornehmen und ziehe diese dann einfach von der Miete ab. Der Hausmeister passt zu dieser Hausverwaltung. Kaputte Schließanlagen und defekte Fassaden - siehe Fotos - sind bei uns an der Tagesordnung.
Auch den Fahrradraumschlüssel habe ich aufgegeben. Eines Nachts steigerte ich mich deswegen derart in einen Wutanfall hinein, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. In meiner Vorstellung sah ich den Hausmeister als einen trägen nassen Sack, gegen den ich unaufhörlich treten wollte. Als ich wieder zu mir kam, begriff ich, dass ich den Kampf verloren hatte. Nein, ich würde nicht meinen Schlaf opfern, um einen Fahrradraum zu erobern, den ich ohnehin nur selten brauchte. Einen trägen nassen Sack zu bearbeiten, war sinnlos – und was sollte ich sonst tun? Ich liebe meine Wohnung und mag sie nicht kündigen, schon gar nicht wegen einer solchen Lappalie. Sicher könnte ich die Nutzung des Fahrradraums einklagen: Die Übergabe des Schlüssels erscheint zwar nicht in meinem Mietvertrag, wohl aber in der Korrespondenz mit der damaligen Hausverwaltung. Aber ist es das wert – noch mehr Ärger, noch mehr empörte Schreiben, die von der Buwog nie beantwortet werden, noch mehr Nächte, in denen ich nicht einschlafen kann? Auch diesmal werde ich eine Beschwerde schreiben, doch falls die wieder zu nichts führt, werde ich versuchen, ohne Fahrradraum und ohne Hausverwaltung auszukommen. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass in absehbarer Zeit ein Wechsel in den Verhältnissen eintritt, der mir den Schlüssel zum Mieterglück beschert - weit über die Nutzung eines Fahrradraums hinaus.
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