Das Berliner Autohaus Gotthard König zählt zu den größten Vertragshändlern für die Marken Fiat und Renault in Deutschland. Es behauptet von sich selbst, „sozial und regional engagiert“ zu sein, und wirbt mit dem stolzen Slogan „…und der Mensch steht im Mittelpunkt“. Wie leicht man aus dem Mittelpunkt herausfallen und an den Rand gedrängt werden kann, musste ich letztes Jahr erleben, als ich im Autohaus König Spandau einen Gebrauchtwagen kaufen wollte.

Kurz vor Weihnachten 2020 gab mein Smart mit Getriebeschaden den Geist auf – mitten in der tiefsten Brandenburger Pampa und natürlich genau an einem Sonntag. Zwar ließ er sich mit Ach und Krach noch mal starten, aber die Rückfahrt war ein Horrortrip, und nachdem ich glücklich zuhause ankam, nahm ich mir vor, diesen Wagen niemals wieder zu bewegen.

Ein neuer musste her, sofort, gleich morgen, aber das erwies sich als schwierig. Wir waren mitten im zweiten Lockdown. Die meisten Autohäuser hatten den Verkauf eingeschränkt oder geschlossen. Nach hektischem Googeln und Telefonieren entdeckte ich das Autohaus König Spandau. Das hatte einladend geöffnet, es hatte einen mintgrünen Fiat 500, genau wie ich mir einen wünschte, und es stellte bis zur Zulassung einen Leihwagen, mit dem ich für günstige 99 Euro die autolose Zeit überbrücken konnte.

Also zögerte ich nicht lange, das Autohaus persönlich aufzusuchen und eine verbindliche Bestellung für den Fiat zu unterzeichnen. Zwar musste ich aufgrund der Lockdown-Bestimmungen auf alle üblichen Prüfungen verzichten und durfte den Wagen nicht mal probefahren. Auch verlangte der Verkäufer kategorisch, dass ich sofort und im Voraus den vollen Kaufpreis zu überweisen hätte. Damals galt noch bis zum Jahresende eine günstigere Mehrwertsteuer, doch die kam nur dann zum Tragen – erklärte mir jedenfalls der Verkäufer –, wenn der Kaufpreis noch 2020 auf dem Konto des Autohauses König einging. Also überwies ich artig noch vor Weihnachten die volle Summe. Ja, ich weiß, ich war vertrauensselig und dämlich. Aber es handelte sich immerhin um eines der größten und bekanntesten Berliner Autohäuser, das dazu noch mit einem überaus humanistischen Slogan warb: „…und der Mensch steht im Mittelpunkt“. Wie hätte ich da ahnen sollen, was mir bevorstand?

Der Königs-Weg zum Gebrauchtwagen

Ein paar Tage später sah ich mir die Details der Bestellung näher an und stutzte: Baujahr 2016? War der Fiat, den ich mir ausgesucht hatte, nicht von 2017 gewesen? TÜV schon im kommenden November? Und überhaupt, war das nicht eine ganz andere Angebotsnummer? Ich prüfte das nach und stellte fest, dass der Verkäufer mir tatsächlich einen ganz anderen Wagen verkauft hatte als den, auf den meine Kaufabsicht zielte. Das hatte folgenden Hintergrund: Im telefonischen Vorgespräch bekundete ich dem Verkäufer mein Interesse für einen ganz bestimmten mintgrünen Fiat, den ich im Netz gesehen hatte. Als ich zwei Stunden später zum Autohaus kam, stand ein mintgrüner Fiat im Eingangsbereich, worauf ich den Verkäufer fragte: Ist das der Wagen, über den wir gesprochen haben? Er bejahte, was mir merkwürdig vorkam, denn der Preis auf dem Schild war um 500 Euro höher als im Internetangebot. Aber als ich danach fragte, winkte der Verkäufer ab: Diese Aktionspreise würden operativ von der Preisabteilung festgelegt. Natürlich müsse ich nur den Preis bezahlen, den ich im Internet gesehen hätte. Auf der verbindlichen Bestellung stand dann auch wirklich der „richtige“ Preis, den ich ausdrücklich hinterfragt hatte. Aber alle anderen Angaben einschließlich der Angebotsnummer bezogen sich auf das „falsche“ Fahrzeug.

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