HaiIm Sommer 2014 biss der Hai wieder zu. Eine junge Touristin war sein Opfer. Doch die Schuld am Haiproblem trifft nicht die Tiere, sondern die Menschen.

Recife selbst ist ein ziemliches Drecknest an der Nordostküste Brasiliens, doch in der Umgebung gibt es ein paar beschauliche Kurorte und schöne Strände. Dass in dem wunderbar klaren, badewannenwarmen Wasser des Atlantik Haie schwimmen, ist eigentlich schon seit vielen Jahren bekannt, stört jedoch die Brasilianer keineswegs beim Baden. Nicht weniger als 56 Haiangriffe auf Menschen wurden seit 1993 gezählt, von denen 21 tödlich endeten.

Erst kürzlich im Juli 2014 geschah ein besonders spektakulärer Unfall: Ein hübsches achtzehnjähriges Mädchen namens Bruna, Touristin aus der Umgebung von Sao Paulo, ging am Strand von Boa Viagem mit einer Gruppe von Freunden baden. Die unbekümmerten jungen Leute ignorierten die Warnschilder am Ufer – was sollte schon passieren, so nah am Strand? – und warfen sich fröhlich den Brechern entgegen. Doch die Rückflut riss Bruna in tiefere Gewässer, und dann war es auch schon passiert: ein Aufschrei, eine Blutlache auf dem Wasser, aus Badefreude wurde Badehorror. Schnell kam ein Rettungsboot heran, denn die Region ist auf solche Fälle trainiert. Schnell zückten auch die umstehenden Badegäste ihre Camcorder und Handys, um Brunas vom Hai zerfetztes Bein auch genüsslich auf Youtube präsentieren zu können. Die Ärzte amputierten das Bein, doch der Blutverlust war bereits zu groß. Kurz nach der Operation verstarb das junge Mädchen an Herzversagen.

Das Haiproblem von Recife ist hausgemacht. Entgegen der Weisheit, die uns Filme wie der „Weiße Hai“ verkünden, stehen Menschen normalerweise nicht auf der Speisekarte von Haien. Vor sauberen, ökologisch intakten Stränden kommen Haiangriffe kaum vor. Doch in und um Recife gab es in den letzten Jahrzehnten dramatische ökologische Veränderungen, die das Verhalten der Haie verändert haben. Durch den Ausbau des Hafens und die Errichtung eines vorgelagerten Wellenbrechers wurden die Strömungen umgeleitet, so dass sich die Wanderrouten der Haie weitaus näher an die Strandregion verlagert haben. Dazu kommt eine bedenkenlose Umweltverschmutzung: Der größte Teil der Abwässer von Recife landet ungeklärt im Meer, was Nahrung suchende Haie ebenso unwiderstehlich anzieht wie die großen Schiffe, die beim Hafen verkehren. Trotzdem besteht nicht die Absicht, die Haie vor Recife zu töten. Nach einer Initiative des lokalen Komitees zur Überwachung von Haiangriffen werden sie vielmehr eingefangen und in tieferen Gewässern wieder ausgesetzt. Das scheint zu klappen: Bisher sind alle ausgesetzten Haie in andere Regionen abgewandert.

 

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