Faktor 4: Leben ohne Angst und Stress

Angst macht krank – eine Grundwahrheit der Medizin und in jüngerer Zeit auch durch Studien wissenschaftlich unterlegt. Man weiß, in welch erstaunlich hohem Maße das menschliche Immunsystem durch Druck und Stress angreifbar ist, wie viele Erkrankungen eben dadurch hervorgerufen oder gefördert werden. Man weiß andererseits auch, wie unschätzbar wichtig für die Erhaltung der Gesundheit ein Ausgleich durch Bewegung und Sport, durch Unternehmungen und Sozialkontakte ist.

Sicher sind diese einfachen Weisheiten, wenn auch vielleicht nicht an vorderster Stelle, in die Überlegungen eingeflossen, als man in Schweden über die Strategie des Coronamanagements entschied. Die Schweden konnten in den vergangenen zwei Jahren angstfrei ihren normalen Alltag leben, Sport- und Freizeiteinrichtungen standen ihnen offen, und vor allem besaßen sie jederzeit das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper – ob sie sich etwa impfen lassen wollten oder nicht, lag ganz bei ihnen. Was genau dadurch „gewonnen“ beziehungsweise „verhindert“ wurde, lässt sich nicht konkret bemessen. Doch der Vergleich mit Deutschland zeigt zumindest, dass den Schweden einiges an Unglück und Leid erspart geblieben ist.

Denn in Deutschland wurde zwar penibel auf Hygieneregeln gepocht, doch die Grundregeln der Volksgesundheit wurden mit kühnem Schwung über Bord geworfen. Schon die äußeren Spielregeln der Pandemie schrieben geschlossene Fitnessstudios, abgesagte Veranstaltungen und stornierte Reisen vor. Doch es reichte nicht, die Deutschen in ihre vier Wände zu verbannen – ihnen sollte auch bewusst sein, dass sie dorthin gehörten. Zumindest eine Zeitlang müssen die Verantwortlichen in der Regierung ernstlich der Meinung gewesen sein, das Volk hätte zu wenig Angst vor Corona – anders ist nicht zu erklären, dass sie eine derartige Angsthetze entfesselten. Vielleicht wollten sie auf diese Weise die immer mächtiger heraufziehenden Querdenker in den Griff bekommen, oder sie versprachen sich eine bessere Befolgung der Coronaregeln.

Vor allem in der ersten Pandemiephase gelang es ihnen sehr erfolgreich, eine geradezu apokalyptische Untergangsstimmung heraufzubeschwören, in der nur eine fest geschlossene, alle Maßnahmen sklavisch einhaltende Volksfront Rettung bringen konnte. Wehe dem, der diese Volksfront durchbrach, und sei es ohne böse Absicht! Haben Sie mal einen Menschen gesehen, der in aller Öffentlichkeit seine Maske vergessen hat? Er windet sich, er zieht den Kopf ein, er zerrt verzweifelt den Pullover hoch in der Hoffnung, damit seinen Mund zu bedecken. Mit einem Wort, er benimmt sich wie am Pranger, und genauso schauen ihn seine Mitmenschen auch an.

Später, als es um das Impfen ging, fand die Volksfront der Angst einen Gegner: Die Ungeimpften waren schuld! In Erklärungsnot für den relativen Misserfolg der Impfkampagne, suggerierte die Propaganda, dass das Virus nur dann besiegt werden könne, wenn sich die Bevölkerung zu 100 Prozent impfen ließe; und auch das wurde ungeachtet der zahlreichen Impfdurchbrüche von erstaunlich vielen Menschen geglaubt, die dann reinen Gewissens die Ungeimpften aus dem gesellschaftlichen Leben ausspien. Wie schnell waren die Gebote der Vernunft und des gegenseitigen Respekts vergessen! Wie selbstverständlich etablierte sich die nackte Diktatur! Die Angst dominierte alles; sie wütete stärker in den Hirnen als das Virus in den Atemwegen. 

In welchem Ausmaß die Pandemie durch diese Politik der Angst verstärkt worden ist, hat natürlich nie jemand untersucht; wahrscheinlich wäre das ohnehin nicht messbar. Aus sporadischen Berichten kennt man zwar die kleinen Nebeneffekte der Coronapolitik: vermehrte Fälle von Depressionen, hermetisch isolierte Menschen, die nirgendwo mehr hinzugehen wagen, heillos zerstrittene Familien, verfettete, letharge Kinder, die ihre Tage am PC verbringen… Doch was dies alles im Endeffekt für Auswirkungen auf die Volksgesundheit und auf das geistige Klima hatte und in Zukunft noch haben wird, bleibt völlig unserer Phantasie überlassen. 

Heute ist der 26. März 2022, der Tag, an dem ich diesen Aufsatz beende und auf meine Homepage stelle. Die 7-Tage-Inzidenz in Schweden beträgt 79,0, die in Deutschland 1.758,4. In Schweden kann man kaum noch das Wort Maske buchstabieren, in Deutschland wird verbissen die Maskenpflicht verteidigt. Demnächst steht wieder eine Debatte über den Impfzwang auf der Tagesordnung. Aktuelle deutsche Berichte aus Schweden gibt es derzeit kaum (Stand März 2022). Vielleicht liegt es daran, dass es dort einfach nichts mehr über Corona zu berichten gibt. Da konzentriert man sich doch lieber auf das eigene Land.

 

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